28.6.2015
Der Kainradlturm befindet sich im Kammverlauf zwischen Koschutnikturm und Breitwand, von Letzterer getrennt durch die Kainradlscharte, in welche nordseitig wiederum die Kainradlschlucht
mündet. Durch diese Rinne verläuft ein alter, wohl kaum noch begangener Anstieg mit relativ geringen Kletterschwierigkeiten. Nach etwas mühsamen Zustieg zuletzt über ein Geröllfeld unterhalb des
Kainradlturms, steht man am Beginn der mit gutmütigen Grasschrofen versehenen Wand. Linkshaltend zieht der Anstieg rampenartig empor. Immer dem leichtesten Weg (bis 2) folgend erreicht man kurz
unterhalb des schon von unten sichtbaren etwas grasigen und abschüssigen aber breiten Bandes die rechte Begrenzungskante der Kainradlschlucht, die man durch kurze Abkletterei (2) erreicht. Die
Schlucht ist anfangs nicht besonders steil (kein Absturzgelände) und wird nur durch kurze Aufschwünge unterbrochen (bis 2+). Bis weit in den Sommer können sich Altschneereste darin befinden, die
teilweise den Weg einfacher (bei Mitnahme von Steigeisen) machen können, da die Rinne im oberen Teil sehr splittrig/brüchig ist. Nach dem ersten kurzen Wandl zweigt rechts der Bandweg (3+, sieht
sehr kühn aus) ab. Im weiteren Verlauf steilt sich die Rinne auf und wird alsbald von einem kurzen, rechts sehr glattwandigen Klemmblockkamin abgeschlossen, auch danach sind noch kürzere
Aufschwünge zu erwarten, evtl. kann sich auch der Schrofenausstieg unangenehm gestalten. Der hier nun als "direkter Ausstieg zum Kainradlturm" beschriebene Weg benützt vom kurzen Klemmblockkamin
auf brüchigem Band 5m links querend einen etwa 10 Meter hohen, ebenfalls sehr brüchigen Kamin (3, Schlüsselstelle, moralisch, auch die Zwischensicherungen). Danach steigt man eine Schrofenrinne
(2), oben etwas steiler werdend, bis zu einer brüchigen Nische auf, die eigentlich einen guten Standplatz abgeben würde, allein es fehlt an vertrauenswürdigen Sicherungspunkten, wobei ein Riss
sehr gut mit einem kleinen Klemmgerät genutzt werden kann. Ansonsten quert man noch oberhalb einer brüchigen Felsrippe um eine Kante und macht Stand in der nächsten Schrofenrinne an einem flachen
Felsköpfl. Nach ein bis zwei weiteren leichten Seillängen steigt man direkt am Gipfelgrenzstein aus. Dieser Ausstieg kann aufgrund der Brüchigkeit des Gesteins nicht empfohlen werden. Bis kurz
unterhalb des Klemmblockkamins ist der Anstieg aber gar nicht schlecht, vielleicht ist der Originalausstieg doch besser als angenommen. Es ist ratsam schon etwas unterhalb des Klemmblockkamins
Stand zu machen und das Seil anzulegen, ebenso kann die Mitnahme von Hammer und Haken nur empfohlen werden.
Schilderung der zweiten Begehung durch Leopold und Josef Kainradl in der "Zeitschrift des dt. u. ö. Alpenvereins" Bd. 40, 1909, Seite 288 (http://www.dav-bibliothek.de/webOPAC/DAV-Publikationen/AV-Jahrbuch/AV_Jahrbuch_040.1909-web.pdf)
32 MByte