20.1.2014
Die Nordwand des Ötschers erreicht mit ihren fast 350 Höhenmetern ein beachtliches Ausmaß. Allerdings ist die Wand teilweise sehr schrofig und das Gestein brüchig, also eher kletterfeindlich.
Der Zustieg erfolgt anfangs am besten über den markierten Zustieg zum Rauhen Kamm, schon bald zweigt von diesem aber ein gut ausgetrampelter Jagdsteig (großer weißer Pfeil am Baum) rechts ab und man gelangt in das weite latschenbewachsene und geröllige Kar "In der Pfann" unterhalb der Nordwand. Hier kann man sich bereits einen guten Überblick über den Routenverlauf verschaffen. Der Einstieg befindet sich unterhalb eines Bändersystems, das nach links leicht ansteigt.
Im Winter kann der untere Teil bei hoher Schneelage verdeckt sein, bei geringer Schneelage ist der erste Standhaken (Bohrhaken, roter Punkt und Pfeil) über den untersten Felsen. Bis zum schrägen Kamin (6. Seillänge) führt die Route linkshaltend fast ausschließlich über Schneerinnen (kurze Stellen bis zu 50 Grad). Der anschließende Kamin ist anfangs mit Normalhaken gut abgesichert, für den Ausstieg sind mobile Sicherungsmittel hilfreich. Vom Stand am Kaminende führt ein nach links ziehendes Band zu einem kurzen senkrechten Wandl (2 Bohrhaken, 1 Normalhaken, henkelig) und in einer Rechtsschleife gelangt man über eine geneigte, aber recht plattige Felsstufe (2 Normalhaken) zum Stand an einer Sanduhr (Seilreibung!). Auf einer dort links aufwärtsziehenden breiten Schneerampe (sehr schön und flach) gelangt man zum nächsten Stand, von dem man auf einem rechts ansteigenden Band (zu Beginn kurze Felsstufe) zur Schlüsselseillänge aufsteigt. Vom Stand bei zwei Gedenktafeln geht es anfangs steil ein paar Meter zu einer plattigen Kaminverschneidung mit abschließendem kleinen Überhang empor. Diese Stelle ist im Winter meist mit Wassereis überzogen, der Fels darunter ist allerdings nicht besonders steigeisenfreundlich, da sehr plattig und kompakt. Als Absicherung dienen einige Normalhaken und auch ein Bohrhaken, sowie daran befestigte Schlingen, die die schwierige Stelle auch A1 überwindbar machen. Danach steht noch ein langwieriger Schneerinnenausstieg bevor, bei dem die Absicherung selbst vorzunehmen ist und sich teilweise als gar nicht so einfach erweist. Nach etwa 50 Metern erreicht man in der Schneerinne ein großes Felsköpfl, das man gut als Stand benutzen kann. Danach verlässt man die Rinne nach etwa 15 Metern, quert über eine steile "Wiese" ansteigend nach rechts und kann von dort noch bis zu den Felsen geradeaus aufsteigen und Stand an einem Normalhaken machen. Von hier quert man unterhalb der Felsen, zuletzt ansteigend (ein Felsköpfl zur Zwischensicherung oder Stand) zum abschließenden Grat, der in weiterer Folge kammartig zum Ausstieg führt.
Im Winter stellt der Anstieg eine hervorragende Abenteuerroute dar, trotz der inzwischen guten Absicherung. Die Schlüsselseillänge ist durchaus anspruchsvoll und kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Auch das Ausstiegsgelände sollte (zeitlich) nicht unterschätzt werden, ein kleines Hakensortiment kann besonders für diesen letzten Abschnitt nicht schaden (Keile, Klemmgeräte sowieso).