9.6.2010
Die frühe Begehungsgeschichte des Blechmauernrisses ist ebenso bemerkenswert wie tragisch. Im September 1920 beging Erwin Radwein diese Route erstmals, und zwar im Alleingang. Eine Woche später wollte er seinen neuen Weg mit Hans Meurer markieren, dabei stürzte die Seilschaft im oberen Teil tödlich ab.
Der Originalweg wird im unteren Teil kaum bis gar nicht mehr begangen (schrofig, gefährlich!), stattdessen empfiehlt es sich über die unteren Gratkamine (4+) oder den Weg der Freiheit (6+) zu dem eigentlichen Riss im oberen Wandteil zu gelangen. Ab dem Sanduhrstand der Route "Weg der Freiheit" gelangt man nach links querend über leichtes Gelände zu einem Baum bei einer Felsnische. Hier setzt nun der leicht ansteigende Schrägriss in Form eines anfangs recht breiten Bandes an, das unangenehm nass und glitschig sein kann. Dort, wo das Band aufhört, stecken zwei sehr alte aber solide aussehende Normalhaken an derselben Stelle. Hier steigt man einen Schritt hinunter und steht nun vor der Schlüsselstelle (5+). Dabei muss man an einem schlechten Tritt wieder auf das Band, das nach der kurzen abdrängenden Unterbrechungsstelle wieder ansetzt, aufsteigen. Hier ist ebenfalls ein Normalhaken geschlagen. Danach gelangt man in kriechender Haltung zum Stand an zwei Haken (zumindest ein Bohrhaken). Von hier geht es anfangs liegend und robbend auf engem Band entlang (links fällt die Wand senkrecht ab), danach angenehmer und leichter zum Stand umgeben von Sträuchern (kein Zwischenhaken). Die letzte Seillänge bietet moderate Schwierigkeiten, die ausgeprägte Flora verleiht der Route eine wildromantische Idylle. Nur zum Schluß kurz vor dem Ausstieg ist noch eine abdrängende Querung (sehr gute Bohrhakenabsicherung durch querende Anstiege) um einen Felsbauch zu meistern.
Mobile Sicherungsmittel können nur teilweise gut gesetzt werden, aber in Summe bieten sich genügend Möglichkeiten. Tolle, originelle und ausgesetzte Route mit vielen Kreuzspinnen!
Update August 2012: Der Blechmauernriss hat nun auch einige Zwischenbohrhaken
Routenkombination Weg der Freiheit + Blechmauernriss:
10 Sl, 190 hm, etwa 300 Klettermeter
Literatur:
Karl Lukan: Schneeberg und Rax – Hochgebirge für jedermann, A. Schroll, Wien, 1978
Thomas Behm: Kletterführer Höllenthal Rax-Schneeberg, Th. Behm, Wr. Neustadt, 2006