19.05.2024

Vetta Bella, Rampa Orientale (erste Rampe)

3+, 300m

alpine Kletterei entlang einer logischen Linie in schöner Landschaft

rot - Rampa Orientale, blau - gekletterte Variante
rot - Rampa Orientale, blau - gekletterte Variante

Die Vetta Bella (dt. Schönkopf, 2049m) stürzt nach Süden mit einer etwa 300m hohen Felswand ab, die von mehren Rampen von rechts nach links durchzogen wird. Die markanteste davon ist jene ganz rechts, sie vermittelt auch den leichtesten Durchstieg durch die Wand.

Der Zustieg erfolgt durch das landschaftlich überaus schöne Weissenbachtal , das man bis knapp unterhalb der Felswand durchwandert. Unterhalb des linken Wandteils quert man leicht ansteigend in leichter Kletterei (1+/2-) nach rechts zum Beginn der gut sichtbaren Rampe. Diese kann in der Verschneidung eventuell ein wenig feucht sein. Es empfiehlt sich der Anstieg links über anfangs glatt geschliffenen und eher abwärtsgeschichteten Fels. In der ganzen Route befinden sich nur eine Handvoll geschlagene Haken, mobile Sicherungen sind besonders in den ersten beiden Seillängen eher schwer anzubringen. Auch die einzelnen Standhaken sind hier nur mit viel Kreativität und einer Portion Optimismus zu verbessern. Die Kletterlinie ist im unteren Bereich der großen Rampe nicht klar vorgegeben, so kann man zu Beginn der zweiten Seillänge auch in kurzes 4er Gelände kommen. Danach lehnt sich das Gelände aber zurück und bietet freundliche Kletterei im schönen Fels. Man gelangt zu einem Latschenstand von dem sich die Rampe stark verengt und man am Ende der 4. Seillänge rechts zu einem oft nassen, rampenartigen Kamin kommt. Dieser stellt den eigentlichen Weiterweg dar. Man kann aber auch links etwas brüchig ein Paar Meter zur nächsten Rampe kurz abklettern (Achtung auf die Seilreibung) und dort Stand bei einem Normalhaken machen. Die Herausforderung liegt hier wieder im Schaffen von Redundanz. Die folgende 5. Seillänge ist abermals nicht klar vorgegeben, das Gelände bietet aber recht ansprechende Kletterei. Zudem lassen sich hier mobile Sicherungen nun besser legen, man spart sie sich aber besser für den etwas steileren aber sehr gutgriffigen oberen Teil der Seillänge auf um die Seilreibung gering zu halten. Bei ein paar Stellen wähnt man sich hier abermals eher im 4. als im 3.Grad. Am Ende dieser Seillänge ist man bei Begehung der Variante wieder auf der üblichen Route unterwegs. In der letzten von sechs langen Seillängen (meist 50-60m) geht es noch recht unvermutet eine steile aber gutgriffige Wandstelle hinauf ehe sich das Gelände endgültig zurücklehnt.

In 5-10 Minuten erreicht man den Gipfel mit herrlichen Ausblicken in die Weissenbachgruppe. Der Abstieg verlangt anschließend noch  Konzentration  bei leichten Abkletterpassagen (1-2) , ist aber nicht ausgesetzt. 

Die Besteigung der Vetta Bella über die erste Rampe stellt ein sehr schönes, alpines Gesamterlebnis dar, hier kann man Mitte Mai an sonnigen Wochenenden in völliger Einsamkeit unterwegs sein.