11.08.2024
Die Ringmauer, im Nahbereich der Voisthalerhütte gelegen, fällt mit einer steilen Nord- und Ostwand in die Obere Dullwitz ab. Ihre markanten Ringbänder im oberen Wandbereich geben der glatten Wand ihre auffällige Struktur und dem Gipfel seinen Namen.
Die Ostkante beginnt mit zwei moderaten Zustiegsseillängen, 2-3 Zwischenbohrhaken pro Seillänge und der Möglichkeit die Absicherung sinnvoll zu ergänzen. Die erste Schlüsselseillänge (3. Seillänge) startet aus einem recht alpin wirkenden Felskessel, den man zuerst durchschreitet und danach rechts ansteigend ein Band in die steile Wand hinausführt. Was anfangs wild aussieht entpuppt sich als gut abgesicherte, henkelige Kletterei. Eine genussvolle 4. Seillänge führt zum Schluss nach links, wo sich die Wand wieder etwas aufsteilt. Gut an einem Bohrhaken gesichert bewältigt man die schwierigste Stelle des nächsten Wandabschnitts mit einem etwas weiteren Zug, danach quert man bald ansteigend nach links um eine Kante und gelangt zu einem Risskamin. Dieser etwa 10 Meter lange Abschnitt muss größtenteils selbst abgesichert werden, was mit Klemmgeräten gut möglich ist, außerdem ist der Riss mit Kamintechnik sicher, wenn auch etwas rampfig, zu begehen.
Auch in der 7. Seillänge gibt es nach dem ersten Bohrhaken ein längeres Runout, mit Klemmgeräten (zuerst DMM Dragonfly Micro Cam # 3, danach mittleres Klemmgerät) kann aber auch in dieser schön zu kletternden Passage gesichert werden. Nach der 8. Seillänge, die noch einen etwas unübersichtlichen Ausstieg bietet, steht man schon am 2. Ringband und kann über die kurze 9. Seillänge ins Schrofengelände aussteigen. In wenigen Minuten erreicht man den Gipfel der Ringmauer mit schöner Aussicht auf die Hochschwab Südwand.
Die Route dürfte trotz erfolgter Sanierung nur selten geklettert werden. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass hier Fritz Kasparek, der Wiener Ausnahmekletterer der 1930er Jahre, seine alpinen Spuren hinterlassen hat. Im Vergleich zum Kasparekpfeiler , den er 1934 am Tag zuvor mit Kienzl und Knarr erstbegangen hatte, bietet die Ostkante besseren Fels und schönere Kletterei. (Das Wochenende davor gelang übrigens der Seilschaft Klose, Schmid, Reifschneider und Blechschmidt die Erstbegehung der beliebten Waiblkante an den Edelspitzen und jene des Klosewegs in der Hochschwab Südwand).
Toproute!
Tipp: Der Risskamin ist ohne Rucksack angenehmer zu klettern. Es empfiehlt sich nur mit einem Rucksack pro Seilschaft einzusteigen. Ein Rucksackdepot kann in der Oberen Dullwitz bei der Abzweigung vom Wanderweg an einem der vielen Felsbrocken gemacht werden.
Bis Mittag scheint im Sommer die Sonne in die Route (Ostkante). Bei Ausgangspunkt Voisthalerhütte empfiehlt sich ein schöner Spätsommer-/Herbsttag für eine Begehung der Ostkante.