18.10.2015
Der Weg von Hans Reinl und Gottlieb Stopper in der Nordwand des Großen Festlbeilsteins hat eine unterhaltsame und interessante Ersteigungsgeschichte (nachzulesen im Buch "Der Hochschwab, Bergsteiger von einst erzählen").
Daneben weist die Route auch sehr kompakten Fels auf, die Absicherung in der Schlüsselseillänge ist quantitativ sehr gut.
Den Vorbau bis zum Kamin kann man ganz gut seilfrei (1-2, aber ausgesetzt) bewältigen. Der höhlenartige Kamin läßt sich anfangs sehr gut ausspreizen, bis man in 4 Meter Höhe einen Zacken zu
fassen bekommt, (um den Stopper 1904 das Seil warf und mit dessen Hilfe emporkletterte). Mit einem kleinen Klemmgerät oder einer Sanduhrschlinge kann man hier gut sichern,
anschließend auch am folgenden Klemmblock, über den man in den Kamin hinein kriecht. Der Kamin weist nun auf der rechten Seite sehr gute Tritte auf und nach einigen Metern steigt man aus ihm
heraus und quert etwas unangenehm nach rechts (evtl. zusätzliche Zwischensicherung) auf einen recht großen Moospolster (der 1904 auch schon erwähnt wurde). Der Beginn des hier ansetzenden, leicht
ansteigenden Bandes wird oberhalb von abdrängendem Fels abgeschlossen und kann nach Regenfällen länger nass sein. Diese ansprucksvolle 5- Stelle (im AV-Führer mit 4+ bewertet) ist allerdings mit
Normalhaken unterschiedlicher Qualität zahlenmäßig sehr gut abgesichert. Gleich nach dem Moospolster empfiehlt es sich die Leiste kurz zum Greifen zu nutzen und die kleinen Tritte darunter zu
nehmen, danach wieder auf die Leiste steigen. Nach 3 Metern wird die Querung leichter und man folgt noch einige Meter nach rechts zum Stand an 4 Normalhaken. Danach quert man am besten noch
weiter nach rechts zu einem Normalhaken und von hier im Zickzack zur markanten rampenartigen Rinne, die man bis zu ihrem flachen Auslauf nach links verfolgt. Hier könnte man leicht zum Ostgrat
ausweichen, die nachfolgende Verschneidung klettert sich aber sehr schön und ist zusätzlich gut selbst absicherbar. Vom Stand an einem Köpfl und einem neuen Normalhaken quert man kurz über eine
plattige Kante und steigt über eine etwas brüchige Kaminrinne zum Ostgrat aus. Von dort erreicht man in Kürze das Gipfelkreuz. Als Abstieg empfiehlt es sich 3 mal über die Südwand
abzuseilen.
Die Route ist absolut empfehlenswert, landschaftlich traumhaft mit festem Fels. Auch der Nachsteiger sollte den Schwierigkeiten im Quergang gewachsen sein. (Schon Stopper stürzte hier
bei der Erstbegehung zwanzig Meter ins Seil). Für den teilweise engen Kamin empfiehlt es sich den Rucksack nachzuholen.